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Newsletter: 02/2019 Gedanken aus dem Monat der Stille



GEDANKEN  AUS  DEM  MONAT  DER  STILLE

liebe Chante etan freunde und interessierte 

eben habe ich mit meinem freund Sequoia Crosswhite noch telefoniert um die letzten vorbereitungen zu besprechen für das kommende konzert von ihm an diesem samstag in winterthur. alles ist gepackt und morgen geht es zurück in die alte heimat schweiz. ich selber bin bis im april beladen , mit dem privileg , von vielen workshops zusammen mit Vance Blacksmith und mir selbst. ich weiss gar nicht so recht wie ich mich fühlen soll , zum einen habe ich eine riesen freude mit diesem privileg und mit meiner aufgabe , zum anderen wünschte ich einfach zurückgezogenheit und mehr raum und zeit für mich selbst und was mich sonst erfüllt und glücklich macht. ich denke dies ist eine aussage die wir uns wohl alle immer wieder stellen müssen „und was ist mit mir“? die arbeit , die kinder , der partner , die eltern. wir menschen verbringen so viel energie und aufwand es allen recht zu machen , zu funktionieren und vergessen uns in diesem prozess selbst , während die quelle unserer kraft im wohl-tuen für uns liegt. nein, nein, ich rede hier nicht von der zivilisationskrankeit und dem popausdruck burn-out , sondern einfach sich selbst zu lieben , der rest passiert von alleine. ich weiss nicht wie das in europa ist , aber hier in usa ist ja morgen valentinstag. ich kann nicht einmal das auto tanken , ohne dass mir ein lautsprecher in die ohren dröhnt ich müsse „tote blumen kaufen und einen ring für nur 199.90" ; sollte nicht jeder tag valentin-, erde-, mutter-, vater-, ect- tag sein? manchmal denke ich wir menschen sind alle verrückt , während unsere lebensgrundlage auf diesem planeten dahinsiecht.

ein lakota freund übrigens hat mich nach meiner meinung gefragt. morgen ist der tag wo seine partnerin wissen muss ob er sie heiratet , ansonsten ist es vorbei , „aber ich verstehe sie“ , hat er gesagt… uff, ich habe ihm mitgeteilt , frag einfach dein herz , das wäre ja heirat nummer drei und liebe ist die einzige freiheit welche uns menschen schlussendlich bleibt. ich denke , für mich ist das erpressung.  „ich würde es nicht tun“ habe ich gesagt. aber was weiss ich schon von beziehungen? wenn es eng wird bin ich weg und reite in den sonnenuntergang , auf der suche nach geborgenheit. vielleicht finde ich diese ja mal im alters- und pflegeheim. nein, ich bleibe dran. der schlüssel ist die liebe zu sich selbst , die liebe zum träumen und alles aus sich herauszuholen was man kann , um eine starke farbe des lebens zu sein. meine erfahrungen zeigen mir: was man nicht aus mut macht , macht man aus verzweiflung , und das ist gut so.

oft kommt es mir vor , dass die neue generation in unserer westlichen welt keinen idealismus mehr hat. einige feine junge und jüngere menschen die ich sehr schätze hatten so viele ideale was sie alles machen wollten , mit reisen , einsätzen in der dritten welt , eigene praxen und individuellen lebenswegen , und kaum kam die gelegenheit zum heiraten und familie machen gingen sie den einfachsten weg. und puff ist das spiesserleben perfekt , und wenns gut geht natürlich mit ökostempel. vielleicht liege ich ja ganz falsch , dieser einfachste weg ist ja eventuell der schwierigste und ja auch der biologisch natürlichste weg. viele dieser feinen menschen wissen oft immer alles besser und belehren andere wie man ökologisch leben sollte , während , und das ist ein fakt , kinder machen den grössten fussabdruck für die ausnutzung der natürlichen ressourcen unseres planeten beinhaltet. klimawandel haben wir , das kann man drehen und wenden wie man will. die letzten zwanzig jahre waren die wärmsten seit es wetteraufzeichnungen gibt , ob nur menschgemacht oder nicht , ist eigentlich egal. wir menschheit sind einfach zu viele für diesen planeten und alle wollen alles.

von wegen idealismus: ich habe gesehen , dass es eine grosse jugendbewegung gibt , welche am entstehen ist. mit und durch diese junge schwedische aktivistin , welche sich gegen den menschenverursachten klimawandel einsetzt. diese junge generation streiken die schule und marschieren durch die strassen , und das ist gut so! zum entsetzen werden diese jungen leute von vielen meiner generation kritisiert als hypokraten mit geschäftsinteressen , ect. und dass der klimawandel gar nicht stattfinde weil es ja wieder so ein tiefer winter war. wir hatten ja hier in usa einen dreiwöchigen kälterekord mit bis zu minus 50 grad im mittleren westen. der orange idiot und seine schäfchen in washington machten sich einmal mehr über den klimawandel lustig. ohne zu verstehen , dass ein arktischer vortex nach süden gelangt , weil der jet windstrom durch die erhöhten globalen temperaturen so instabil geworden ist , dass dieser im wahrsten sinne des wortes ausser kontrolle gerät. man muss kein meteorologe sein um sich zu bilden. so ja , viele meiner generation glauben nicht an den klimawandel , kritisieren die jungen und halten sich fest an einer zeit die es nicht mehr gibt. idealismus hat nichts mit dem alter zu tun , auch wenn schmerzen und krankheiten sich ins leben bahnen. das bewusstsein des älterwerdens sollte die innere freiheit durch weisheit und lebenswissen entfalten und beflügeln , und nicht durch die eigene bequemlichkeit und dessen ego , mit dem spruch „oh für das bin ich zu alt“ , unterdrücken. wir alle wollen alt werden aber niemand will alt sein hat eine weise frau mir einmal gesagt. alte menschen sind wunderschön und voller kraft wenn sie ihre würde bewahren dürfen. dies ist eine schwierige situation in zeiten des jugendwahns. ich kenne ein pärchen in ihren 80er jahren , welche meine familie sind. sie sind voller stolz und würde. wann immer ich sie in luterbach besuche finde ich kraft und ansporn das zu tun was ich mache. lasst uns alle generationen zusammenstehen und uns gegenseitig inspirieren und nicht in gleichgültigkeit und „nach mir die sintflut“ untergehen. 

diese worte und zeilen schreibe ich als ein mensch welcher privilegiert ist sich selbst zu sein. am vergangenen wochenende war ich in Wanblee , einem kleinen ort an der ostseite des Pine Ridge Reservates. ich ging meinen bruder Francis White Lance besuchen. obwohl erst mitte sechzig ist seine gesundheit sehr angeschlagen. das haus beherbergt auch seine zwei kleinen adoptivsöhne , welche schwer vom alkohol und drogenkonsum ihrer biologischen mutter gezeichnet sind. wir fahren drei weitere buben , welche zu besuch waren , ins dorf hinunter , vorbei durch bitterste armut. es ist 20 grad minus und lakotas in decken eingewickelt sitzen vor ihren häusern und warten auf die drogendealer , denen sie dann zum anhalten zuwinken. angekommen beim haus steigen die drei jungs mit langgezogenen gesichtern aus dem auto. Francis und ich schauen uns an , wir wissen , nichts gutes erwartet diese kinder. zurück bei seinem haus studieren wir das manuskript seines neusten buches „Steinträumer“. ein schatz von lakota wissen und philosophie , welches er geschrieben hat , für sein eigenes volk zuerst. er ist lehrer und sozialarbeiter in der schule und hat mir gesagt die schüler saugen all dieses wissen bis ins tiefste herz hinein. jede kleine spirituelle zeremonie welche er mit ihnen durchführt bringt sie zum leuchten. das ist für was ich so lange wie möglich leben muss/will , sagt Francis. 90% aller lakota menschen hier wissen nicht woher sie kommen , wo sie sind und wohin sie gehen… sie sterben und wissen nicht für was sie gelebt haben. ihre kinder ein produkt der biologie. eingebettet in einem teufelskreis des verloren seins. Francis habe ich gesagt , dieses buch werde ich mit meinen mitteln und mit hilfe des Chanku Luta fonds in den druck bringen. danke dass du bist…

ich fahre nach hause richtung Black Hills und denke über den tag nach. nein, hier in Wanblee ist der klimawandel definitiv kein thema , er wird gelebt , jeden tag.

STORY heisst ein kleines lichtwesen von einem mädchen , welches zu besuch war. still und nachdenklich sitzt sie da. ihr vater ist letzte woche im eigenen auto erfroren , als er in dieser weite hier draussen eine panne hatte. ich weinte kurz und musste es gehen lassen… in einer zeit des grössten artensterbens seit den dinosauriern auf diesem planeten , mit einer menschheit welche sich nach wie vor über die frage von religion umbringt , während sich die ereignisse überschlagen , habe ich persönlich intellektuell aufgegeben. emotionell ist meine hoffnung für eine positive zukunft voller kraft und licht. das leben ist ein geschenk und was wir daraus machen sollte ein geschenk zurück sein. la vita e bella. morgen ist blumenmassakertag , äh sorry , valentinstag. the show must go on. 

danke für eure zeit und alle und alles was ihr liebt.

good night and good luck,              charly juchler  /  kinya luta

 p.s.: ich bekomme oft viele feedbacks zu diesen newslettern und kann nicht allen mit einer antwort gerecht werden. ich nehme sie aber auf mit meinem herzen. danke für euer verständnis.

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