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Newsletter: 11/2017 Aktivitäten in der Schweiz


liebe Chante etan freunde und interessierte

wazia , der weisse , kalte riese aus dem norden , zerstreut die letzten farben des herbstes in den wieder stillen black hills. die ersten novembertage überziehen sich mit eisiger kälte und einer feinen decke aus schnee.

ich kann es kaum fassen , nach einer so spannenden und lehrreichen saison , habe ich erst vor einer woche wieder die letzte chante wakan reise verabschiedet. ich denke ich bin kaum so viel gereist mit chante etan wie in diesem jahr ; von den bezaubernden wüsten und canyons in new mexiko , zum pazifik in oregon , über die weiten montanas , zur kanadischen grenze , hin und quer durch dieses fantastische schöne land.

skan skan , immer in bewegung bleiben , habe ich gelernt von diesen ehemaligen nomadenvölkern wie die lakota. die einheit von körper - seele - geist und deren harmonie fordert stetig unser sein , wenn möglich das beste von sich zu geben. mir ist in dieser bewegten reisesaison einmal mehr wieder so bewusst geworden , wie wichtig es ist zu träumen / adlerträume. visionen im herzen erblühen zu lassen , zu lachen , zu weinen , schlichtweg zu leben.

als ich in stillen momenten am grand canyon , am pazifik , dem letzten schlachtfeld von chief joseph in der weite montanas , oder in den zeremonien von lakota freunden sass , wurde mir immer wieder bewusst ; dass wohl die weiteste , tiefste und wichtigste reise , die reise in uns selbst ist. ich bin immer wieder zutiefst beeindruckt , wie sehr diese orte , menschen und deren farben und lieder , die so verschiedenen reiseteilnehmer , so universell inspiriert und berührt.

ich habe kaum so viel über das leben und dessen geheimnisse gelernt wie in den vergangenen jahren. vieles was ich gedacht und umgesetzt habe , im bezug zur lakota tradition , hat schlussendlich absolut nichts damit zu tun. die menschen die einst hier in diesem büffel-land gelebt haben waren völker und menschen aus der natur. viele sogenannten "traditionen" sind durch die missionierung und die kolonialisierung dieser völker entstanden. ein beispiel ist der gebrauch von tabak , welcher über die karibik , durch die europäer , hier in dieses land kam. die wahre traditionelle medizin jedoch heisst chanchascha , die getrocknete rinde der roten weide , welche man zu einer spezifischen zeit , an spezifischen orten erntet und damit seine gebete und gedanken hinterlässt. diese pflanze nimmt bezug zu einer komplexen mythologischen geschichte , welche die sterne im universum reflektiert wo wir als seelen herkommen und schlussendlich wieder zurückkehren. eine weitere "tradition" von heute sind die tabakbeutelchen , welche man macht und braucht um für rituale , zeremonien und gebete einen gebetsaltar herzurichten. diese tabakbeutelchen sind schlussendlich eine abgeänderte version des katholischen rosenkranzgebetes , bei welcher man perle um perle mit einem gebet durch die finger gleiten lässt. daher wurden die tabakbeutelchen , welche in diesem sinne gemacht werden , von den missionaren dazumal geduldet. natürlich helfen und unterstützen diese "traditionen" und bewirken in ihrer eigenen kraft , aber sie verleiten die menschen dazu dass spiritualität zu einer religion wird , oder besser gesagt , zu einer krücke des eigenen seins. niemand von uns lebt noch mit und aus der natur wo man all diese dinge gar nicht braucht während wir selbst eigentlich unsere eigene kraft , eigene heilung und unsere eigene liebe sind. wir alle haben das immer noch in uns und wenn man das privileg hat zu verstehen ; dass die liebe weit und umfassend ist , kann man wahrlich sich selbst sein durch die fähigkeit die schönheit und kraft ALLEN lebens zu sehen zu spüren und zu begreifen. ach, wenn ich so durch meine zeilen lese denke ich "holy smoke" jetzt bin ich auch schon so verrückt wie einige meiner lakota freunde und mentoren der vergangenen jahre und jahrzehnte , aber vielleicht beginne ich ja nur erst langsam zu verstehen...

im kommenden jahr geht eine meiner chante wakan reisen erneut in den peruanischen amazonas , wo das leben wohl am farbigsten ist. jeder zentimeter erde lebt , jeder zentimeter hat sein eigenes lied. vor ein paar wochen war ich im pine ridge reservat an einer inipi zeremonie (schwitzhütte) bei einer befreundeten lakota medizinperson. als wir uns bereitmachten hinein zu gehen kam ein alter , gebrechlicher mann hinzu. er schüttelte allen die hand und stellte sich vor. es war Dennis Banks , einer der begründer des American Indian Movement AIM. initiant der besetzung von wounded knee 1973 , unermüdlicher kämpfer für das wiederbeleben der indigenen kulturen. er war ein mitgrund dass die amerikanische verfassung 1978 die indigenen kulturen , und was davon übrig blieb , unter gesetzlichen schutz stellte. Dennis Banks war bereits eine legende und ich ein kind davon. als wir alle in der inipi sassen kippte der alte mann zur seite auf die erde , sein körper von krankheit und baldigem tod gezeichnet. ich dachte mir "da liegt dennis banks , einst eine kraft von einem mann mit einem herzen und willen eines bären , ein krieger für die würde und gerechtigkeit , gezeichnet durch dessen konsequenzen mit armut , misshandlungen und gefängnis. ein leben unter blitz und donner. wakijan oyate , damit das leben lebt.

ich hörte den alten mann wie er da lag in die erde flüstern "thank you , thank you for my life". als ich ihn anschaute sah ich keinen zerbrechlichen körper mehr , alles was ich sah war farbe , lebensfarbe und ich hörte in mir ein lied welches die donnerwesen für ihn sangen.

letzte woche berichteten die internationalen medien Dennis Banks ist gegangen. ich hielt inne und habe geflüstert "thank you , thank you life und thank you für das donnerlied das ich lernen werde".

ich freue mich immens und es ist mir eine ehre , mit den angehängten chante etan aktivitäten von diesem winter und dem kommenden jahr , mit euch ein stück lebensfarbe teilen zu dürfen.

danke für eure zeit.

 

mit herzlichen grüssen aus den black hills ,           charly juchler / wo-lakota-to-cho

 Dennis Banks 

p.s.:  bei fragen könnt ihr mich jederzeit unter chanteetan@hotmail.com erreichen.

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