"Lang gehegte Träume einfangen"
Handwerkskunst der Lakota-Sioux Indianer - Ausstellung von Charly Juchler im "Eisenwerk" von Maya Heizmann
"Chante eta'n": Unter diesem Titel ist seit gestern im Frauenfelder Kulturzentrum "Eisenwerk" im Wasserhaus qualitativ hochstehendes Kunsthandwerk der Lakota-Sioux Indianer aus dem Pine Ridge Reservat in South Dakota USA ausgestellt. "Chante eta'n" bedeutet in der Indianersprache: "Vom Herz". In der interessanten Ausstellung von Charly Juchler, der seit zwei Jahren in South Dakota lebt, ist die Liebe und der Respekt gegenüber seinen Indianerfreunden zu spüren.
Der Traumfänger ist ein Symbol für Liebe und Zuwendung, welches aus der nordöstlichen indianischen Tradition abstammt.
Traumfänger werden über das Bett gehängt. Sie filtern die schlechten Träume, die guten sammeln sich im Netz.
Traumfänger schenkt man nahestehenden lieben Menschen, so dass sie mit guten Träumen erfüllt werden.
Indianische Handwerkskunst
Diese Traumfänger, die mit natürlichen Materialien, wie schillernden Federn von freilebenden Tropenvögeln, echten Büffelknochen und schönen Muscheln geschmückt werden, sind kleine Kunstwerke, welche von den Lakota-Sioux Indianern nach alter Tradition von Hand hergestellt werden. Weitere traditionelle Handwerksarbeiten von indianischen Künstlern aus dem Pine Ridge Reservat, wie Patch-Work Decken, Lederhemden von Wapiti-Hirschen, bestickte Messerhüllen, Häuptlings-Feder-Kopfschmuck, echte Trommeln und vieles ist liebevoll im Wasserhaus ausgestellt.
Natürliche Elemente
Charly Juchler, der seit zwei Jahren nahe beim Indianerreservat in South Dakota lebt, stellt selber Schmuckstücke nach alter indianischer Tradition her. Alle Materialien bestehen aus natürlichen Elementen. In den Armbändern und Ketten verwendet Charly Juchler keine Edelmetalle, sondern Glasperlen, Sterling-Silber, Wildleder, Steine und Muscheln.
Charly Juchler, 1963 in Winterthur geboren und aufgewachsen, interessierte sich schon seit frühester Kindheit für die Kultur und ehemalige Lebensart der nordamerikanischen Indianer, die ihn auf eine spezielle Art berührt haben, so dass diese Beziehung seine Lebensweise stets beeinflusst hat. 1987 nahm er an einem Unterstützungsprojekt von "Service Civil International" teil. Sein Arbeits- und Aufgabengebiet lag in den "Rosebud" und "Pine Ridge" Indianerreservaten in South Dakota USA. Aufgrund dieser Erfahrungen entwickelte er eine tiefe Verbindung mit Land und Leuten.
Selbstbewusstsein unterstützen
"Meinen Lebensunterhalt bestritt ich als Maschinenmechaniker, wobei ich für die Organisation 'Green-Peace' sechs Jahre lang auf hoher See tätig war", erklärt Charly Juchler. 1990 kam er zurück nach South Dakota, wo er zusammen mit Freunden aus dem Reservat als Künstler und Kunstaussteller tätig ist. So hat er sich seinen lang gehegten Bubentraum verwirklichen können. Charly Juchlers Anliegen ist, das wiedererwachende Selbstbewusstsein der Indianerkultur positiv zu unterstützen. Mit seinen Ausstellungen möchte er den einheimischen Künstlern den Mut geben, aus der allgemein herrschenden Arbeitslosigkeit und dem weitverbreiteten Alkoholismus, welche in den Indianerreservaten herrschen, auszubrechen.
"Ich verkaufe keinen allgemeinen Touristenramsch, sondern nur qualitativ hochstehende Indianer-Handwerkskunst", erläutert Charly Juchler. Die Kunstgegenstände kauft er zu fairen Preisen in einer kleinen "Cooperative" in South Dakota von den einheimischen Künstlern ein. Juchler schaut bewusst auf beste Verarbeitung, um die Gegenstände zu vernünftigen Preisen in Europa weiterverkaufen zu können. Die Ausstellung im Wasserhaus ist klein, aber mit viel Liebe zum Detail zusammengestellt.
Wer eine Begegnung in den Welten einer beinahe verlorenen Lebensart erleben will, kann mit Indianer-Kenner Charly Juchler eine von ihm geleitete Reise buchen. Nebst einer unvergleichlich schönen Landschaft, werden die Reisenden mit den sozialen Problemen der sensiblen Menschen, aber auch mit dem "american way of live" konfrontiert. Auf der gemeinsamen Gruppenreise wird jedem Teilnehmer Individualität ermöglicht. "Weniger sehen, ist manchmal mehr", erklärt Juchler, "dafür werden die Begegnungen mit der indianischen Lebensphilosophie intensiv erlebt werden." Die Reisen werden in Zusammenarbeit mit dem Indianer-Museum in Zürich angeboten.