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Newsletter: 02/2008 Gedanken aus dem Monat der Stille


Liebe „Chante Etan“ Freunde,

wieder ist Februar, der „Monat der Stille“. Draussen in der kalten, windigen Nacht leuchten die Black Hills im Mondlicht. Ein bewegtes, berührendes Jahr schliesst seinen Kreis. Vier Jahreszeiten welche in meiner Arbeit im Zeichen von Chief Tashunka Witko (Crazy Horse) standen.

Meine Gedanken streifen durch all das Erlebte. Ich empfinde Glück, Trauer und Einsamkeit, geborgen im vertrauen des Schicksals.
Nie hätte ich mir erträumen lassen wie sehr dieses vergangene Jahr mein Leben bewegen würde. Dieses Land hier mit seiner Stille und unermesslichen Weite, voller Musik und Heimat, doch so unnahbar, vielleicht wie ich selbst.

Ich frage mich oft und bin so berührt, wie vielen Menschen denen ich begegne, von diesem Land und der Lakotakultur inspiriert sind. Ich denke es hat mit Freiheit zu tun. Die Freiheit man selbst zu sein.
Wir leben in einer Zeit und Welt wo wir Menschen von unserer Gesellschaft zu drei Personen gemacht werden. Die erste Person ist jene die alle von uns erwarten, wie wir sein sollen. Die zweite Person ist die, welche wir sind und wie wir handeln und die dritte Person ist die, die wir gerne sein wollen.
Schwierig!

Tashunka Witko, ein bescheidener, grosser Mensch, welcher in der Hoffnung gelebt hat und gestorben ist, frei zu bleiben. Freie Menschen in einem freien Land, mit freien Tieren und freien Pflanzen und allem was ist, eben einfach zu „SEIN“.
Heute bleiben nur noch die Erinnerungen und die Hoffnung der Träume; nicht resignierend gemeint. Nein, wer hätte je gedacht, dass eventuell ein Farbiger Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika werden kann, mit einer Agenda der Hoffnung.
Ich liebe und respektiere dieses Land, den schlussendlich war es auch Tashunka Witko der es mit-geprägt hat.
Freiheit bedeutet für viele Menschen shoppen gehen, Sex im Internet, Esskultur bis wir platzen usw. Die meisten Lakotas haben es uns gut nachgemacht. Schade!
Ich habe letzthin mit einem sehr interessanten Lakotamann diskutiert. Der fragte mich: „Euer Volk hiess doch ‚Helvetier’ und ‚Germanen’, einst ward ihr grosse Krieger und Beschützer der Freiheit, was ist geschehen?"
Wir waren wohl alle einmal „Indianer“, ob das die unbewusste Faszination ausmacht? Ich weiss es nicht.
Als ich im vergangenen Winter mein Fahrrad im Bahnhof von Winterthur aus Platzgründen 35 cm (kein Witz, 35 cm) neben dem Fahrradparkplatz abgestellt habe, hat es die Polizei mitgenommen und ich musste es für 30 SFR Busse wieder auslösen. „Einst wart ihr Krieger. Was ist geschehen?!“, hör ich den Mann fragen.

Vor einiger Zeit hatte ich die Ehre und Verantwortung Tashunka Witko's Seele zu besuchen, zurückbehalten in einem Medizinbeutel mit sehr heiligen Gegenständen von diesem Krieger, behütet von alten Lakotafrauen. „Siehst du das, berühre es, du bist einer von uns“ haben sie gesagt. „Wir überleben im Spirit of Crazy Horse.“
Ein altes Lakotasprichwort sagt: „Wenn die Legenden sterben, gibt es keine Träume mehr, und wo es keine Träume mehr gibt, da ist keine Groesse.“

Lasst uns träumen, Lasst uns träumen!

Danke für Eure Aufmerksamkeit und ein gutes neues Jahr,
von Herzen Charly.

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