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Newsletter: 02/2021 Gedanken aus der Un-Stille


Aus dem Monat der Un-Stille

liebe Chante etan freunde und interessierte

ich habe mich heute so gefreut über die schöne nachricht , dass in mitteleuropa der frühling mit seinen farben und dessen wärme eingezogen ist. nicht dass ich über das wetter schreiben möchte (smile) , nein , aber ich weiss wie gut das es uns menschen tut , aufbruch , neubeginn der natur , raus in die sonne. der wahre jahresanfang… vorallem in dieser unwirklichen zeit.

hier in den black hillls hat wazia , der weisse riese das land noch fest im griff , oft bis in den april hinein und ich bin dankbar darf ich jeweils den frühling in europa erleben. ja , ich komme leider nicht darum herum und möchte euch ein paar erfahrungen , fakten und gedanken zur covid19 pandemie hier im dakota territory mitteilen. als ich anfangs januar in die black hills zurückkam , hatte ich die priorität die grosszügigen spenden , welche in den chanku luta fonds eingegangen sind , so zielstrebig und sinnvoll wie möglich einzusetzen. ich habe mich mit meinem freund/bruder Francis White Lance und anderen getroffen um in unserem kleinen rahmen zu beraten und zu koordinieren. ich war und bin tief beeindruckt wie die solidarität unter den lakota zurzeit sehr gut funktioniert und die hilfe zur selbsthilfe ein grosses echo findet (der chanku luta bericht 2020 kommt ende märz raus).

für mich und meine arbeit habe ich das besondere anliegen , dass die traditionellen werte mit deren spiritualität , philosophie und alles was von dieser jahrtausende alten kultur noch erhalten ist , zu unterstützen. dieses wissen ist enorm unter druck und wird wohl mittelfristig im eon der geschichte aus dem bewusstsein verloren gehen. dies geschrieben , der covid19 virus hat überall im land die indigenen völker und sozial «schwachen» gesellschaften sehr , sehr hart getroffen. die todesraten in den reservaten sind gravierend und natürlich trifft es hauptsächlich die älteren menschen (aber es gibt auch viele jüngere , so wie meinen guten freund und lakota philosoph Vance Blacksmith) , welche in vielem die eckpfeiler des oben beschriebenen «reichtums» sind.

vor ein paar wochen besuchte ich einige cheyenne freunde im lame deer reservat in montana um die kommende medicine rocks reise im sommer zu planen und zu koordinieren. einer meiner cheyenne freunde , welcher die cheyenne sprache perfekt spricht , hat mir gesagt , dass es in ihrem reservat noch rund 300 cheyenne sprechende menschen gibt , welche wegsterben wie schnee im frühling , und dass die covid19 pandemie eine katastrophe für sie sei.

warum sind diese menschen so verletztlich? der erste grund ist die schlechte körperliche verfassung vieler indigener menschen auf grund armseliger ernährung , übergewicht und folgekrankheiten , wie diabetis und herzkreislauf beschwerden , bzw ein immunsystem welches am boden ist. ein weiterer grund ist ein kollektives genozid-trauma , welches tief in der indigenen psyche verankert ist. der ausdruck davon ist ein fehlendes selbstbewusstsein , orientierungs- und arbeitslosigkeit. die folgen münden in sucht , gewalt und selbstzerstörung.

das heutige problem der 140-jährigen kolonialisierung dieser völker ist die grundlegende opferhaltung dieser menschen. ein opfer zu sein und dementsprechend destruktiv zu leben und zu handeln ist einfacher als sich für einen positiven , gesunden lebensweg zu entscheiden , ohne schuldzuweisungen sondern mit eigenverantwortung , würde und stolz , so wie es einst die vorfahren waren.

dieses dilemma ist nicht ein cheyenne oder lakota problem , sondern ein menschliches muster und daraus geht eine grosse tragödie hervor.

ich halte inne und fühle mich in meine gedanken hinein… ja , denke ich , wie verletzlich wir doch alle sind und wie schnell die abwärts-spirale sich zu drehen droht. ich selber bin durch die pandemie / massnahmen auch total blockiert mit meiner arbeit von Chante etan. seit einem jahr keine reisen / ausstellungen / workshops und all die lakota / cheyenne / crow freunde haben dadurch von meiner seite her auch kein einkommen mehr und das ist nicht wenig. ich bin tiefst dankbar , dass ich durch den Chanku luta fonds diese situation etwas mildern kann. nun , sind wir jetzt opfer? geben wir jetzt auf? natürlich nicht !!! das leben geht weiters , krisen machen innovativ und solange man gesund ist gibt es immer einen weg , auch wenn es oft so schwierig und frustrierend ist.

im vergangenen sommer sass ich mit meinem freund Jim Yellowhawk in der schwitzhütte und da sprach er mich darauf an ob wir nicht zusammen eine kultur und landschaftsreise in seiner zweiten heimat New Zealand konzipieren und umsetzen könnten. Jim ist als lakota mit der maori kultur zutiefst verbunden , zumal er seit über zwanzig jahren in diesem bezaubernden land eine zweite heimat gefunden hat. im anhang könnt ihr das reisekonzept durchlesen. das datum 2022 ist bereits fast ausgebucht obschon die reise noch gar nicht öffentlich ausgeschrieben wurde. ein riesen erfolg. eine weitere reise , nach 2022 wird bestimmt in die planung gehen.

ach , ich wünschte so sehr die menschheit würde aus dieser globalen katastrophe etwas lernen. aber nicht , «ich bleibe jetzt einfach zuhause». mein zuhause ist die welt und das leben ist zu kurz für «irgendwann»… diese pandemie geht vorüber , mit oder ohne impfungen und ich schreibe dies mit allem respekt gegenüber all dem leid , welches so vielen menschen in jeglicher form zugestossen ist. ich selbst erkrankte letztes jahr auch an covid19 und es war nicht schön.

es ist die ewige gier nach noch mehr materiellem , macht und egoismus , welche mich bedrückt. wir landen auf dem mars auf der suche nach leben , während die menschheit die regenwälder , steppen , flüsse und meere vernichtet. ich wünschte sie fänden gold auf dem mars , dann wäre die hälfte der menschheit wohl auf dem weg dorthin und wir zurückbleibenden menschen , pflanzen und tiere könnten wieder in «stille» sein und frei atmen. stattdessen verhärten sich die fronten wie schon seit lange nicht mehr. ich bin so dankbar haben wir hier in usa eine neue regierung , auf keinen fall perfekt , aber in die richtige richtung…  die monströsen trump-gesetze , welche sich gegen die umwelt und auch die indigenen völker wandte , werden wieder aufgehoben. stellt euch vor , eines dieser gesetze wäre die aufhebung der souveränität der indigenen völker in ihren reservaten gewesen , um an ihre rohstoffe zu gelangen. so ja , gute dinge geschehen und doch bin ich manchmal schockiert was für konflikte so eine pandemie hervorbringen kann , sogar unter eigentlich gleichgesinnten. die debatten , diskussionen , rabiaten auseinandersetzungen , zwischen masken und nicht-masken leuten , covid verneinern und covid angst-fanatikern , impf-befürwortern und impf-gegnern. und dann ist noch der QAnon kult , welche glauben Bill Gates hätte einen microchip in den impfungen platziert , die demokratischen eliten betrieben einen pädophilen kinderhandel und tränken deren blut als verjüngungskur. diese gläubigen sind viele und wenn es nicht so traurig wäre , wäre es zum lachen. was ist wohl das nächste? die erde ist flach und schweine können fliegen?

ich denke es ist enorm wichtig aufmerksam zu sein , zu beobachten und den sesselfurzern und politikern nicht alles zu glauben und auf die finger zu schauen. man soll stetig hinterfragen , aber bitte mit gesundem menschenverstand entscheiden. manchmal denke ich , die pandemie gibt den menschen einfach zu viel raum und zeit probleme zu finden wo gar keine sind. ja , die angst geht rum und wenn es nicht der virus ist , dann sind es die überwachungsmedien welche uns alle zu medialen sklaven machen möchten. will jemand in unseren demokratien wirklich frei sein vor kontrolle , dann empfehle ich nicht kriminell zu werden und auch nicht ISIS beizutreten (smile) , aber am besten das handy / laptop mit dem hammer zu zerstören , die kreditkarten zu verbrennen , bankkonten aufzulösen und sich beim sozialstaat abzumelden.

einst gab es zahlreiche völker welche mit und von der natur lebten. eines dieser völker war die Odawa nation , welche im grossen seeengebiet von den heutigen bundesstaaten michigan und illinois lebten. die europäer wollten ihr land und ihre ressourcen , aber die englische kolonialmacht verlor den krieg gegen die Odawa unter der führung von chief Pontiac. in dieser zeit herrschte ebenfalls eine grosse pandemie , diejenige der pocken welche xhunderttausende menschen umbrachte. die europäer nutzten die gelegenheit und infizierten die Odawa durch pocken verseuchte decken die sie ihnen als «geschenk» verteilten. die Odawa wurden dadurch in den 1760er jahren vollständig ausgerottet. viele indigene völker folgten dem selben schicksal. so auch hier in den dakotas wurden die Mandan und die Nakota durch gezielte pocken infektionen fast vollständig zerstört. der engländer Edward Jenner war ein arzt und wissenschaftler und erfand , angetrieben durch diesen pocken wahnsinn , im jahre 1796 den ersten impfstoff. dieser wurde gewonnen aus den rinder pocken viren , welche für den menschen sehr abgeschwächt sind und schlussendlich dazu führte , dass diese furchtbare krankheit 1979 durch ein weltweites impfprogramm ausgemerzt wurde. der name «vaccine» hat seinen ursprung im lateinischen , Vacca , das rind. weitere grauenhafte erkrankungen wurden durch impfstoffe eliminiert , so wie zum beispiel kinderlähmung. im bewusstsein der indigenen völker sind diese geschichten bis heute nicht vergessen. das covid19 impfprogramm ist in allen lakota reservaten ausnahmslos und ohne bedenken angenommen worden und wird für alle die das möchten ende märz abgeschlossen sein. dies geschrieben möchte ich auch darauf hinweisen , dass die in nordamerika eingeschleppten krankheiten wie grippeviren , masern , mumpf , ect im verlaufe der vergangenen 300 jahre millionen von indigenen menschen ungewollt umgebracht hat. dies geschah auf grund der tatsache , dass diese menschen keine antikörper in ihrem immunsystem gegen diese krankheiten hatten. die selbe grosse gefahr herrscht auch heute noch bei den versteckt lebenden indigenen völker in den regenwäldern weltweit. epedemien und pandemien fanden schon immer statt , man denke nur an die pest im mittelalter oder an die spanische grippe vor hundert jahren , welche xmillionen von menschen dahinraffte. verschwörungstheorien gab es damals schon. bei der pest waren einmal mehr die hexen und juden schuld , während bei der spanischen grippe die deutschen beschuldigt wurden. dieser vogelgrippevirus wurde von einem amerikanischen entenzüchter , welcher krank in die armee eintrat und sein regiment ansteckte , welches kurz darauf in den ersten weltkrieg einberufen wurde , nach europa gebracht. diese pandemie wurde spanische grippe benannt weil dazumal spanien ein neutrales land war und die freien medien darüber berichten konnten. 

in der lakota mystik haben die donnerwesen einem ihrer stärksten krieger (alle wassertiere , so wie die enten , gehören zur familie der donnerwesen) , den auftrag gegeben die menschen , sowie alle tierwesen mit krankheit und tod im natürlichen gleichgewicht zu halten , damit sie nicht überhand nehmen und das leben aus der balance bringen (hört sich sehr aktuell an). dieser krieger heisst auf lakota Capunka oder man kennt ihn auch als «moskito». das gefährlichste tier für uns menschen , xhunderttausende von menschen sterben jährlich durch gelbfieber , dengue , malaria und viele weitere infektionskrankheiten welche durch mückenstiche verbreitet werden. als ich mitte der 1980er jahre in honduras / zentralamerika schwer an gelbfieber erkrankte und in einer bescheidenen pension vor mich hin vegetierte , habe ich mir geschworen , wenn ich hier lebend rauskomme passiert mir so etwas nicht mehr. ich habe mich einige monate später gegen gelbfieber impfen lassen , um mich , zusammen mit malaria prophylaxe , in den tropen weitershin bewegen zu können. als ich in südamerika gesehen habe wie sehr die bevölkerung unter diesen krankheiten leidet , wusste ich , was für eine gute und richtige entscheidung ich getroffen habe während den meisten menschen dort diese möglichkeit fehlt. die idee dass es darin microchips , genverändertes material und was auch immer darin haben soll , war ein universum weit entfernt. ich glaube die einigen male wo ich bei mcDonalds gegessen habe werden wohl eher mein leben verkürzen…

versteht mich nicht falsch , auf grund meiner lebenssituation und dem dauerthema covid19 , mit all seinen ermüdenden kontroversen , demos , lockdowns und quarantänen , erscheint mir alles so lähmend. die menschen sollen sich doch impfen oder nicht impfen lassen , beides ist gut , ohne zu verurteilen und zu politisieren , ohne ego und sonstigen elitären höhenflüge. das leben geht weiters , das reisen wird wieder in absehbarer zeit möglich sein. dies wird geschehen mit covid test und gesundheitsinfo , alles übers internet , alles selber schon gemacht , kein grosser deal. einzig die quarantäne muss weg. ich hoffe wir werden bald dort sein. hier in usa sind die zahlen der neuinfizierten am sinken. auch die hospitaliserung hat sich seit anfang januar halbiert. mit den beschriebenen reisemassnahmen sollte das reisen ab sommer wieder möglich sein , ohne impfzwang. auch wenn es nicht mehr so sein wird wie es war , hat es auch sein gutes. die dekadenten drei-tage-shopping-flüge , polter-abende in las vegas oder schnell für 30 euro nach london , werden hoffentlich für immer vorbei sein.

in meinem umfeld wollen so viele feine menschen lakota- adler , bären , wolf , bison und andere wichtige lieder singen ; aber wisst ihr was , es gibt auch ein Capunka / moskito lied… vielleicht sollten wir alle etwas runterfahren und in bescheidenheit erneuern. ich erinnere mich als wäre es gestern , in meiner kleinen pension in honduras. meine bunte jacke war meine decke und meine gedanken waren etwa so : ich will jung sterben aber so spät wie möglich , denn das leben ist so schön mit allem was wir erleben und sein können.

danke für eure zeit.                good night and good luck !

charly juchler   /   wo-lakota-to-cho   /   kinya luta

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